Doktor Teophrastus Paracelsus
Theophrastus Paracelsus wird in der Sage als Kind der Liebe bezeichnet. Sein Vater war ein vornehmer Edelmann, seine Mutter eine arme, aber ungemein liebenswürdige Schweizerin. Diese hatte während ihrer Schwangerschaft ungemein viel zu leiden. Wenn sie mit andern Leuten im Gespräch beisammen stand, fieng das Kind in ihrem Leib an laut zu schreien und gab keine Ruh', bis sie nach Hause gieng. Bei der Geburt mußte man die Mutter in vier Theile zerschneiden, um das Kind am Leben zu erhalten. (Unterinnthal.)
Büste von Theophrastus Paracelsus in Rattenberg
(Tirol, Unterinntal)
© Berit
Mrugalska, 2. Oktober 2004
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Andere Sagen lassen mit der historischen Wirklichkeit im
Einklang den Doktor Theophrast zu Salzburg, aber in ähnlicher Weise
sterben. In dieser Stadt hatte er ebenfalls seiner Geschicklichkeit wegen
viele Neider. Man gieng ihm oft und vielfach auf das Leben, aber allezeit
vergeblich. Da beschlossen seine Feinde ihn durch Gift auf die Seite zu
schaffen, weil sie ihm sonst nicht beikommen konnten, und es gelang ihnen
wirklich, dem Theophrast Diamanten-Körner beizubringen. Wie er das
merkte, hieß er feinen Bedienten fortgehen und vor Sonnenuntergang
ja nicht mehr zurückkommen. Da fieng er zwei Spinnen und ließ
sie in den Magen hinunter, damit sie die Diamanten heraufholen sollten.
Diese hatten die Körner schon fast ganz in den Mund heraufgezogen,
da trat der Diener herein, und sie ließen die Diamanten wieder fallen.
Er wußte, daß es nun bei ihm Mathäi am letzten sei. Er
schickte den Diener fort, ein Büchslein in die Salzach zu werfen.
Davon rann der Fluß lange Zeit gelb. (Salzburg und Unterinnthal.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 813/1 u. 5, Seite 476ff.