O weh, wie ist der Pflug so heiß

Ein Bauer ließ allemal beim Umackern den Pflug ein paar Furchen im Grunde des Nachbars machen; auf diese Weise stahl er ihm mit der Zeit einen Strich Bodens ab. Zur Strafe mußte er nach seinem Tode mit einem feurigen Pflug über das gestohlene Äckerlein auf- und abfahren. Dabei horte man ihn oft jämmerlich schreien:

"O weh, wie ist der Pflug so heiß,
Und niemand mir zu helfen weiß!"

Endlich pflanzte einer seiner Nachfolger am Gut die Marksteine auf den Platz hin, wo sie ursprünglich gestanden. Da rief in der folgenden Nacht der Geist mit freudiger Stimme:

"Erlöst, Gott sei Dank, bin ich jetzt,
Der Markstein ist auch recht gesetzt,"

(Wildschönau. - Beilage zur Donau 1855 Nr. 31.)

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 385, Seite 224.