Das wütende Heer

Der Beschreibung nach war es ein geisterhafter Jagdzug, der um Mitternacht unter Sturmgebraus mit viel Getöse, Geschrei, Hundegebell und Jagdhornschall durch Wälder und über Felder flog; voraus das Wild, als Hirsche, Rehe, Schweine und Raben, durch Treiber, mit Peitschen, Knütteln und Speeren bewaffnet, gejagt, welchem die reitenden Jäger in Gestalt von bekleideten Totengerippen folgten. Der späte Wanderer, der in einen solchen Jagdzug geriet, konnte sich nur dadurch vor dem Tode beziehungsweise dem Verluste seines Kopfes retten, daß er sich mit dem Gesicht nach unten in einen Graben oder eine sonstige Vertiefung legte. Dem Zuge voraus eilte der treue „Ekkehard“, welcher jeden nächtlichen Wanderer, dessen Leben durch das „Wuetesheer“ gefährdet war, warnte und ihm die vorgenannten Verhaltensmaßregeln zu seiner Rettung anempfahl.

Quelle: Heimat, 4. Jg. (1923), Heft 1/2, S. 185, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 213