180. Die Arme aber wird gehängt

Im alten Schloß zu Hohenems waren einmal zwei Heidinnen gefangen gehalten, eine reiche und eine arme, und beide sollten hingerichtet werden. Sie waren nicht zusammen in eine Zelle gesperrt, sondern die eine befand sich über der ändern. Von ihrem Verließ aus konnten die beiden gerade hinabsehen ins Tal, wo der Galgen stand. Dorthin deutend rief die eine der Leidensgefährtin zu: „Siehst du die Glocken, an denen wir die Klänge! abgeben müssen?" Die Reiche aber gab zur Antwort, sie habe noch gelbe Vögel im Sack und die würden ihr schon die Freiheit wiederbringen. Das geschah denn auch. Wahrscheinlich bestach sie den Gefangenenwärter mit Gold und entkam. Die Arme aber wurde gehängt. So hat man mit Geld schon damals alles richten können.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 180, S. 113