143. Bergstürze bei Hohenems

Zwischen dem Weiler Klien und Hatlerdorf sind in alter Zeit mehrere gewaltige Felsstürze niedergegangen, von denen Tradition und Aufzeichnung vermelden. Beim zweiten Sturz liefen ein Besenbinder und sein Weib in Gefahr, begraben zu werden, da sie die gefährliche Stelle eben erst passiert hatten. Die Erschütterung war so gewaltig, daß die armen Leutchen glaubten, die Welt gehe unter. Aus dem Weiher heraus, in den der Fels gestürzt, seien die Fische weit ins Trockene geworfen worden, daß man die nächsten Tage viele habe finden können.

Ein Schweizerkalender auf das Jahre 1761 berichtet über diese Bergstürze ungefähr folgendes: Im Jahre 1654 fiel ein großer Felsen vom Berg herunter, nicht weit vom Rheine schlug er ein großes Loch in die Ebene. Aus dieser Öffnung floß alsbald eine Menge kristallhelles Wasser hervor, das in wenigen Tagen einen großen, unergründlich tiefen und später fischreichen Weiher bildete. In diesem Jahre (1760) den 16. Hornung, abends 8 Uhr, stürzte bei heftigem Sturmwind und

starkem Regen abermals ein noch größerer Fels herunter, der in seinem Falle etliche tausend Tannbäume samt Erde und Wurzeln mit sich fortriß und endlich in den oben genannten Weiher fiel. Die herabfallenden Steine und Erdmassen häuften sich dergestalt an, daß an Stelle des Weihers ein ziemlich großer Hügel entstand. Aber auch dieser hatte keinen Bestand. Alle Tage senkte er sich um einige Fuß und schließlich kam der frühere Weiher wieder zum Vorschein, der sich täglich um 12 Fuß vertiefte. — Vom 15. auf 16. März (1760) fiel ein dritter Berg herunter. Aus den entzweigeborstenen Felsen floß nun ein ganzer Bach Wasser hervor. Ein weiterer Felssturz ist noch zu fürchten, weshalb es viele Leute vermeiden, die Straße zu passieren.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 143, S. 95f