199. Schatzgeschichten von der Burg Ems

Unser Ähni, hat dann der Vater gesagt, sei schon als ein kleiner zum Vetter aufs Schloß hinauf gekommen, weil seine Eltern früh gestorben seien. Zu denen Zeiten habe man jede Woche in der Schloßkapelle eine Messe gelesen und der Ähni habe müssen ministrieren. Einmal nach der Messe sagte der Geistliche zu ihm, er solle ein Stemmeisen holen und einen Hammer und dann hätten sie das Altarbild weggewogen und eine lateinische Schrift gefunden, wo drauf gestanden sei, daß nahe bei der Kapelle viele Ritter vergraben seien mit viel Schmuck. Und dann hätten sie nachgeforscht und überall, wo es hohl getönt, habe der Geistliche mit seinem Stiefel gestampft und nachgegraben, aber nichts gefunden.

Eine Schweizerin sei dann auch gekommen mit einer Glücksrute und wo die angefangen hätte zu jucken, sollte ein Schatz vergraben sein. Die Schweizerin habe ihn die Rute in die Hand nehmen lassen und dann habe man grad gemerkt, wie sie gegen Boden ziehe.

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Es sei dann zu der Zeit ein ringsinniger (leichtsinniger) Mann gewesen und der habe einen Geistlichen von der Schweiz gebracht, noch auf dem Schiff seien sie herumgefahren einmal in der Karwoche und der habe an einer Stelle in der Metzg hinten — es sei noch eine kleine Dolle dort — zunacht um zwölf einen Spatstich Erde holen müssen und danach habe man's fein verrührt und auf ein Tuch geschüttet und der Geistliche habe gelesen und benediziert, daß der Geist, der die Schätze bewachte, hätte kommen müssen, wenn man die Erde genau vom rechten Platz genommen hätte. Er sei aber nicht gekommen und den andern Tag sahen sie, daß sie grad ein wenig daneben hineingespatet hatten.

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Ein Männle sei gekommen das habe auch gesagt, an dem und dem Ort sei ein Schatz zu finden. Zuerst komme eine Steinplatte und darunter sei ein küpferner Kessel. Sie sollen graben, aber vor sie die Steinplatte wegnähmen, sollten sie ihn wieder holen. Da seien sie wirklich auf eine Steinplatte gekommen. Da wollten sie das Männlein holen, aber da war es grade gestorben, und sie trauten sich nicht, selber weiterzugraben.

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Ein anderes Mal kam ein Mann, ein ganz ein gspässiger, da sagte der Ähni zu den Buben, sie sollten sagen, er sei nicht daheim. Als das Männle fragte, wann er daheim sei, sagten sie, ja, das könne man nicht sagen, sie wüßten nicht, früh oder spät. Da sagte der Mann, es sei ihm schon recht leid, daß er ihn nicht treffen könne. Er ging allein zum Schloß hinauf und wie er hereinkam, schrieb er auf die Türe: „Da Zias (Zins) han i g'holt, wenn i Geld will, kumm i wieder."

Der hat sicher einen Schatz gewußt, aber es hat halt nicht sollen sein, daß ihn der Ähni erfährt und vielleicht ist es besser gewesen, am Geld ist auch nicht alles gelegen; das Beste ist, wenn man gesund ist.

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Einmal sind auch ein paar junge Buben laubnen gegangen und da sind sie auf der druntengesehenen Seite auf das Schloß hinauf. Und einer klocket ein wenig an einer Mauer vom Schloß und findet Geld. Es ist aber viereckig gewesen und der Bub hat gemeint, nur das runde Geld habe einen Wert, weil er noch nie anderes gesehen hat vorher, und hat bloß ein paar Stückle mit im Brusttuchsäcklein. Wie nachher andere schauen sind, haben sie dort nur noch buchene Läuber gesehen. Was für einen Wert das Geld gehabt hat, sieht man am besten da draus: der Bub hat dann die Münze verkauft und hat dafür 87 Gulden bekommen und der Jud hat gewiß auch noch etwas gewinnen wollen dran.

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Ein andersmal ging auch eine laubnen, dann schüttete sie aber die Ziech aus und die Läuber, die noch dran hängen blieben, waren Gold.

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Die alte Schneebergerin war einmal oben am Lauben. Als sie die volle Zieche vor dem Heimgang aufnahm, däuchte das Laub ihr so schwer, daß sie es wieder ausschüttete. Als sie nach Hause kam, waren die Blätter, welche an der Zieche haften geblieben, lauteres Gold.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 199, S. 121ff