190. Der hl. Carl Borromäus in Ems

Noch heute lebt in Ems die Erinnerung an den Besuch des großen Reformbischof es von Mailand fort, der im Jahre 1570 in den letzten Tagen des August auf Schloß Hohenems bei seiner Schwester Hortensia und dem Schwager Jakob Hannibal weilte. In der Pfarrkirche, die sich den hl. Karl zum Patron gewählt hat, wird auch noch ein Birett des Heiligen aufbewahrt, das „Karliskäppli". Im gräflichen Palast sind noch andere Erinnerungszeichen an den berühmten Kardinal erhalten. Aber auch die Sage hat das Andenken an den heiligen Mann bewahrt. So wollen die alten Leute noch genau den Saal wissen, in dem Karl damals gewohnt habe. Er habe sich in dem der Reichsstraße am nächsten gelegenen Eckturme aufgehalten. Auch das Bett, in dem der Kirchenfürst geschlafen habe, sei erst vor etlichen Jahrzehnten weggeführt worden. Die es damals gesehen haben, sagen, es sei ein sehr schönes Himmelbett gewesen.

In dem Zimmer dieses Turmes, in dem Karl gewohnt hat, wurde früher des Nachts oft ein Licht gesehen. Sobald aber jemand kam und nachsehen wollte, wer da wäre, war das Licht ausgelöscht oder die Türe verschlossen. Zwar bringt die Sage diese Erzählung nicht in Beziehung zum hl. Karl, aber es Ist möglich, daß sie nur den Zusammenhang verloren hat.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 190, S. 117f