440. Das Hexenpaterle weiß Rat

Vor Jahren ging es in einem Stalle auf Bürstegg lange Zeit nicht mit rechten Dingen zu. Die Kühe bekamen geschwollene Euter und wurden sonst geplagt. Am meisten hatten die Schweine zu leiden. Oft mußten sie rückwärts gehen, obwohl sie sich dagegen sperrten und sträubten. Kamen sie dann an eine Wand, so stiegen sie mit den Hinterfüßen hinauf, bis sie sich überschlugen. Das geschah am hellen Tage, häufiger aber noch bei Nacht.

Da ging einmal der Besitzer dieses Stalles zu dem bekannten Hexenpaterle, Jakobele genannt, in den Bregenzerwald hinaus. Das Kapuzinerle fragte den Bauer, ob er nicht etwa oft in dem Stalle sakramentiere und das Vieh verfluche; das mußte der Mann zugeben und er versprach Besserung. Der Pater vermutete auch, es möchte in der Nähe des Stalles einmal eine Kapelle gestanden sein, bei welcher irgendeiner habe geisten müssen. Es könnten leicht Mauersteine von dieser Kapelle zum Bau des Stalles verwendet worden sein. Man möge in der Nähe des Stalles ein Kreuz aufstellen und beim Vorbeigehen mitunter einen guten Gedanken fassen. Der Bauer befolgte diesen Rat und seither ist es in seinem Stalle wieder richtig.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 440, S. 246f