526. Das Kilkatobel im Gauertal

In der Alp Latschätz ist vor langen Zeiten einmal eine Hexe gewesen, die hat der Alp und dem ganzen Gauertal einen ungeheuren Schaden anrichten wollen. Zu dem End hat sie eine Röfi ausreiten lassen und hat mit ihr das ganze Gauertal heraus wollen bis zur Tschaggunser Kirche. Da ist die Röfi los und die Hexe ist ein Stuck weit vor ihr her abhingegangen und hat ihr den Weg gezeigt. Weil sie aber einmal zurückgeschaut — wie entsetzlich groß kommt die Röfi nach herab! — faßt sie selbst ein Graus und „Jesas Mareia!" hat sie gerufen, wie sie manchmal die Alpleute rufen gehört hat. Im Augenblick ist die Röfi gestanden.

Blick ins Gauertal © Berit Mrugalska
Blick ins Gauertal, Montafon
Zentral die "Drei Türme" (2830 m), weiter rechts das kleine Eisjöchl und abschließend rechts die Drusenflu (2827)
und ganz links abschließend das Drusentor (2343 m)
© Berit Mrugalska, 18. Oktober 2005

Dort, wo die Röfi ausgeritten ist, sieht man noch jetzt ein großes Tobet und weil die Hex mit ihr auf die Kirche gemessen hat, hat man es das Kilkatobel geheißen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 526, S. 283