6. Dem Klushund Küchle versprochen

Johann Lingenhehle vom Tannenbach in Bregenz ging einmal auf den Berg hinauf zu einem Bauer in die Stubat. Dort unterhielten sich beide mit Kartenspielen. Als sie eine Zeit lang gespielt hatten, kam die Bäurin mit einer Schüssel voll Küchle herein und stellte sie auf den Tisch; sie sollten wacker zugreifen, sagte sie. Bevor sich der Bregenzer, es war schon ziemlich spät, verabschiedete, spöttelte er: "Jetz nimm i grad no a paar Küechle in 'n Sack für e Klushund" und steckte einige zu sich. Dann machte er sich auf den Heimweg. Wie er zur Klus kam, begegnete ihm wirklich der Klushund. Die Küchlein in der Tasche hatte der Mann in seinem Schrecken ganz vergessen. Der Hund sprang ihm auf den Rücken und die mächtigen Vorderpratzen stemmte er dem Lingenhehle auf die Schultern. Der Mann kam mit Mühe heim und der Schweiß tropfte ihm von der Stirne. Sein Weib sah, daß ihm etwas zugestoßen sein mußte, und fragte ihn besorgt, warum er denn so verstört aussehe. "Der Klushund ist mer ufgseasse!" - "Host em viellicht ebbas verspreche ghet, dem Klushund?" Jetzt fiel dem Mann ein: "Jo, richtig, Küechle hon em verspräche!" und langte in die Tasche. Der Lingenhehle hätte dem Klushund die versprochenen Küchlein bloß hinzuwerfen brauchen und er wäre nicht behelligt worden.

Nach einem anderen Bericht war es ein Drescher aus Bregenz, der dem Klushund Küchle mitnahm, als er nach Lochau Korn dreschen ging. Drei Tage nach der Begegnung war er tot.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 6, S. 33