155. Das Männlein von Krems

Im Brand, einem Walde oberhalb der Emserreute, sah man in früherer Zeit oft einen rötlichen Feuerschein und noch vor wenigen Jahren wollen ihn gewisse Leute beobachtet haben. Es heißt, dieser Schein käme vom „Mändli vo Krems".

Einmal ging am hl. Abend ein Mann mit zwei Weibspersonen in die Kirche hinab ans Land zur Mitternachtsmette. Da sahen sie am Schwarzen Berg drüben eine Helle und der Mann rief im Spaß: „Mändli vo Krems, kumm, flüg der Agath i d Schoß!" Auf die Worte kam das Licht unheimlich schnell näher. Ganz erschrocken rief der Mann dem grausigen Feuerschein entgegen: „Christus ist erstanda, erstand du o!" Auf das blieb das Licht stehen und kam nicht mehr näher.

Am Weihnachtsabend ist's überhaupt nicht ganz geheuer in Ems. Schon manchmal wurde, wie sich die Leute erzählen, der Wagen beinahe umgeworfen, in dem der Geistliche um Mitternacht nach der Parzelle Bauern fuhr. Oder es geschah sonst etwas Absonderliches. Die Leute meinen, der Teufel lege etwas in den Weg, weil er es nicht leiden könne, daß der Priester die heilige Messe lese.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 155, S. 101