36. Der Pestfriedhof von Gigelstein

Im Osten des Dorfes Hörbranz, nicht weit von der oberen Straße nach Hohenweiler, liegt ein einsamer Gottesacker, der Pestfriedhof von Gigelstein. Im Pfarrbuch werden etwa 180 Personen aufgeführt, die großenteils in Hörbranz, zum Teil auch in der benachbarten Bregenzer Pfarrei "außer der Klaus" an der Seuche starben und auf diesem Friedhof begraben wurden. Nach mündlicher Überlieferung sollen es an dreihundert gewesen sein. Die Leichen habe man untertags außerhalb des Dorfes Hörbranz im "Totenhaus", das jetzt der Bauer F. bewohnt, aufgestapelt und in der Nacht habe man sie dann auf den Pestfriedhof gebracht. Ein Gäßlein, das zu diesem Gottesacker beim Weiler Gigelstein führt, heißt das Pest- oder Totengässele. Jetzt begräbt man dort noch Selbstmörder und solche Verunglückte, von denen man nicht weiß, welcher Konfession sie angehören. Die hübsche Kapelle, dem hl. Sebastian geweiht, ist noch heute das Ziel von Bittgängen und jährlich wird dort viermal die heilige Messe gelesen. Die Friedhofmauer ist von der Zeit stark mitgenommen und Efeu rankt sich an ihr empor.

Im Franzosenstich, zwanzig Minuten ober dem Pestfriedhof, am Fuße der "Kanzel", seien zwei Franzosen erschossen worden und auch dort begraben. - Unter "Stich" versteht man bei uns eine steile Wegstelle.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 36, S. 46f