265. Das redende Muttergottesbild

Die Pruggersche Chronik überliefert diese Sage: In der Feldkircher Pfarrkirche, auf der rechten Hand an dem Glockenhaus, ist ein von Stein geschnittenes altes Unser-lieben-Frauen-Bild, bei welchem folgendes vorgegangen. Ungefähr anno 1606 hat eine herrliche Frau allhier ihr Kind, ein Söhnlein, verloren. Nachdem sie es nach etlichen Tagen nicht erfragen noch erfahren hat können, ist sie voll Trauer und Leid vor dieses Bild gegangen und hat kniend aus größter Not also geredet: „Maria, du Mutter Gottes, zeig mir, wo mein Kind sei, oder ich nimm dir dein Kind!" Worauf das Bild geantwortet: „Gehe zum Tor hinaus über die Brück, in einem Haus wirst es finden." Sie eilte nach hl. Kreuz, wo damals die Juden wohnten, ging in das nächste Haus, und fand, daß ihr Kind schon tot in einem Kessel gesotten wurde. Dafür haben die Täter ihre Strafe empfangen.

Dieses habe ich von Leuten, welche es gehört von denen, die damals gelebt haben, lasse es aber an seinen Ort gestellt sein.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 265, S. 154f