185. Rosa von Tannenburg

Einmal haben die Grafen in unseren beiden Schlössern miteinander Krieg geführt. Der im hinteren Schloß habe den ändern gefangengenommen und ihn in seiner eigenen Burg festgesetzt, in der der mächtige Ritter auch selbst seinen Sitz aufschlug. Die Tochter des Gefangenen diente auf dem Schlosse dem Feinde, ohne daß dieser davon wußte. Einmal fiel das Knäblein des Ritters in den tiefen Brunnen, der jetzt noch auf Altems zu sehen ist. Da kam Rosa schnell zu Hilfe und holte mit Lebensgefahr das Kind des Feindes aus der Tiefe herauf.

Voll Freude über die Rettung versprach der Ritter, dem schlichten Mädchen jeden Wunsch zu erfüllen. Als Rosa um die Freiheit ihres Vaters bat, erfüllte der Ritter die Bitte, wie schwer es ihm auch ankam. Er gab seinem Gefangenen auch die Burg wieder zurück, nachdem er so Rosas Edelsinn und Elternliebe erkannt hatte.

Auf Schloß Glopper zeigt man noch das Kämmerlein, in dem Rosas gefangener Vater schmachtete, und die Ketten, die seine Fessel gewesen. Ebenso wird der Brunnen bezeichnet, aus dem Rosa von Tannenburg das Kind ihres Feindes gerettet, das Haus des Köhlers u.a.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 185, S. 115