443. Die drei Schriftfälscher

Im Wirtshaus zu Warth auf dem Tannberg blieb einmal ein Handwerksbursche übernacht. Als er schon lange schlief, weckte ihn auf einmal ein Geräusch, und da sah er, wie die Türe aufging und drei Männer hereintraten, von denen jeder ein Bündel Schriften unter dem Arme trug. Sie gingen eine Weile im Zimmer herum, warfen dann die Schriften auf den Boden und der erste sagte: „Es ist nicht recht", hierauf der zweite: „Es wird nicht recht", und endlich der dritte: „Es kann nicht recht werden." Zuletzt packte jedweder seine Schriften, und traurig schritten sie hinaus, ebenso unheimlich, wie sie gekommen waren. Der Handwerksbursche hatte sich seiner Lebtag nie so gefürchtet wie diesesmal und erzählte am Morgen, was er gesehen hatte. Die Wirtsleute waren gar nicht erstaunt und sagten, die drei Männer kämen alle Nacht. Sie seien es schon so gewöhnt, daß sie .vergessen hätten, ihn am Abend darauf aufmerksam zu machen. Die Wirtschaft soll in viel früherer Zeit einmal drei Brüdern gehört haben, und so glaubten viele, diese hätten sich damals durch Schriftenfälschung unrechtes Gut erworben.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 443, S. 248