108. Der Schuster

Auf dem Hofe Bregenz bei Damüls haust ein unheimlicher Geist. Mehr als alles andere liebt er die Ofenbank und niemanden duldet er dort während der Nacht. Einmal wollte ein Schuster dem Geiste zum Trotz diesen Platz als Nachtlager behaupten. Alles ging gut bis gegen Mitternacht. Da wurde er plötzlich von gewaltiger, unsichtbarer Hand zu Boden geworfen. Der mutige Schuster steht wieder auf und legt sich auf seinen alten Platz. Doch das Gleiche wiederholt sich ein zweites und drittes Mal. Jetzt wird ihm angst und bange, er verläßt Ofenbank, Stube und Haus und läuft der Kirche zu; der in seinem Rechte gestörte Geist folgte ihm jedoch auf den Fersen, Um dem unheimlichen Begleiter zu entgehen, flieht der Schuster auf den Friedhof, wohin der Geist nicht folgen kann. Geraume Zeit bleibt alles ruhig, er faßt wieder Mut, verläßt den Friedhof und will nach Hause. Der tückische Geist jedoch, der ruhig vor der Friedhofmauer gelauert hat, schnobert hinter ihm her und treibt ihn gen Ugen hinauf. Am nächsten Morgen fand man den unglücklichen Schuster auf dem Älpele oberhalb des Schorle erhängt.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 108, S. 78f