315. Der Walwier und die Schesa

So hoch wie der Lünersee liegt kein See seiner Größe in den Alpen und auch keiner ist ihm an Schöne gleich. Schier unergründlich senkt er sich in die Tiefe und bricht erst weiter unten als Walwierbach hervor; bald stürzt ihm der Gletscherbach zu. Halbwegs aber vom Schesaplanagebirge entspringt am Taleuberg die Schesa. Weit drüben fließt sie niederwärts, denn als ein hoher Kamm trennt der Taleuberg die beiden Wasser. Aber „der Walwier und die Schesa suchen einander" heißt es. Ohne Rast stürmen sie an den Berg, bis sie zusammenfinden und an einer Stelle ist die Scheide schon schmal geworden. Keine Wuhr vermag es zu wehren.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 315, S. 181