53. Das Bild im Wirtatobel

Geht der Wanderer im Wirtatobel ein Stück auf der der Felswand abgerungenen neuen Straße gegen Langen, so kommt er zum "Tobelbild", einer hölzernen, mit einem Türmlein geschmückten Kapelle, die ein altes Christusbild birgt. Das Holzkirchlein steht links an der Straße, am Fuße einer senkrechten Felswand. Von dem Kreuz in der Kapelle erzählen die Leute: Vor mehr als hundert Jahren fuhr ein Ochsengespann mit den zwei Kindern eines Bauern über den Felsen hinaus und stürzte in den Abgrund. Der Mann, der von ferne das Unglück mitansah, gelobte in dieser Not, er wolle ein Christuskreuz aufstellen, so groß wie er selbst sei, wenn Gott alles noch zum Guten lenke. Und siehe: wunderbarerweise geschah den Kindern nicht das geringste Leid, obwohl sie nach menschlichem Ermessen hätten zerschmettert im Abgrund liegen müssen. Dankbar erfüllte der Vater sein Versprechen und stellte in der Tiefe, wo er seine beiden Kinder unverletzt gefunden hatte, das gelobte Kreuzbild Christi auf. Später wurde es dann in das Holzkirchlein an der Straße übertragen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 53, S. 53