149. Das Nachtgeschrei oder Wuetis

's Wuetis oder Nachtvolk versteht sich bekanntlich sehr gut auf Musik. Manchmal freilich wird aus der Musik auf einmal entsetzliches Katzengeschrei und das Volk nennt drum dies fliegende Volk auch das „Nachtgschroa". Auch Menschen können von diesem Volke das Musizieren erlernen, nur müssen sie wissen, wie sie das anzufangen haben. Wer es probieren will, muß vor allem an eine Kreuzstraße gehen, natürlich in der Nacht, und zwar auf eine solche, auf der von überall her Leichen getragen werden, wenn man sie begräbt. Dort muß man sich hinlegen und darf weder reden noch lachen, wenn auch das Nachtvolk so manche lächerliche Fragen stellt. Sonst ist's gleich aus und er lernt nichts. Von Wisamichelis in Owwa hat's einer einmal erlernt. Der hat alles so angefangen, wie ich es gesagt habe und als ihn dann das Wuetis fragte, was für ein Instrument er lernen wolle, hat er's gesagt, die Schwegelpfeife wolle er spielen lernen. Da haben sie ihm die Finger auf die Pfeife gedrückt, daß ihm das Blut unter den Nägeln hervorspritzte, aber gekonnt hat er's nachher.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 149, S. 98