DIE HABERGEIß

Um Nüziders sagt man, die Habergeiß sei ein Vogel mit gelbem Gefieder und der Stimme einer Geiß; er werde beim Beginn der Maienzeit nur den Blicken bevorzugter Sterblicher sichtbar, und seine meckernde Stimme sei ebensogut ein Frühlingsbote als der Ruf des Kuckucks. Leute, die weniger glauben, sagen, die Habergeiß sei nicht mehr als eine gewöhnliche Nachteule. - In Frastanz versteht man unter Habergeiß einen großen Kreisel, der, durch eine eigene Vorrichtung weggeschnellt, zur größten Freude der Kinder auf dem Zimmerboden sausend herumtanzt. - In Bürs ist die Habergeiß ein Kinderschreck ähnlich dem Butz. Die Habergeiß hat nach der Vorstellung der Leute die Gestalt einer Geiß, aber Pferdefüße und ein Maul, das einer halbgeöffneten Gramla (Hanfbreche) gleicht.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 119, Seite 110