DIE MUTTERGOTTES WEHRT DER SCHLANGE

Das heilige Jesuskind schläft in seinem Gütschle und die Muttergottes schaut ihm zu. Drauf sagt sie leis: "Ich geh noch gnot in den Wald, mein Kind, wach mir nicht auf. Ich will dir auch ein Krättle voll Erdbeeren mitbringen!" Sie macht sich zuweg und kommt in den Wald und findet auch Erdbeeren her und hin. Wie sie wieder nach einem Träuble langt, regt sich darunter eine Otter und erschreckt die arme Frau. Aber sie weiß sich Rat und bricht ein Haselstecklein und fitzt die Otter, bis sie weicht. Drauf beert sie noch eine Weile und läuft dann, als hätte sie Feuer im Schuh, dem heiligen Weihnachtskindlein zu. Seither, so erzählt man in Nüziders, ist in die Haselrute eine besondere Kraft gekommen. Mit ihr in der Hand, geht man vor jeder Otter sicher.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 120, Seite 111