Nachtwächterlied

Im sechzehnten Jahrhundert wollten die Schweizer die Stadt Bregenz überfallen. Eine Frau hörte von dem Anschlag und teilte das den bedrohten Bürgern dieser Stadt mit. Diese empfingen die Feinde auf der Siechensteig und schlugen sie. Der Magistrat wollte die Frau belohnen, aber sie erbat sich nur, daß der Nachtwächter vom ersten bis zum achtundzwanzigsten Dezember jeden Jahres rufen solle: "Eregut, Ereguta! gelobt sei Jesus Christus". So geschieht es noch. Zwar schaffte ein bayerischer Landrichter im Jahre 1811 den Brauch ab; als er aber verjagt war, wurde auf Andringen der Bürger das alte Nachtwächterlied wieder gesungen. Es ziemt jedem ordentlichen Menschen, für diese Frau ein Vaterunser zu beten.

Quelle: Friedrich Panzer, Bayerische Sagen und Bräuche. Beitrag zur deutschen Mythologie. Zweiter Band. München 1855, Nr. 66, S. 53 f.