DER FREMDLER AUS AU

Fremdler heißen im Bregenzerwald die Leute, die in der Fremde auf Verdienst gehen. Ein solcher ist wegen dem guten Essen bei einer Hexe in der Kost geblieben. Die hat einmal gesagt, jetzt wolle sie ihm von daheim sehen lassen, was er wolle, er solle es bloß sagen. Da hat er gesagt, morgen am Morgen um viere möchte er sehen, was sein Mensch daheim tue. So soll er nur tun, hat die Hexe gesagt. Und am Tag drauf hat sie ihn geheißen, durch ein Loch in der Stubentür hinausschauen. Er schaut und sieht richtig seinen Schatz im blößigen Hemd am Rührkübel stehen und treiben wie verrückt. Er hat nur Tag und Stund gemerkt, und im Herbst, als er daheim zu ihr auf den Strich ist, hat er den ganzen Hergang erzählt. Die Motel ist verrotet und hat gesagt, die Sach sei nicht ohne; viel und vielmal schon habe sie im Hemd gerührt. Wenn man zu Nacht spät ins Bett komme, so sei man morgen um viere noch faul. Gegen das Faulsein aber sei das Frieren gut. Wenn es einen recht friere, dann denke man lieber ans Schaffen als ans Schlafen, und grad wegen dem sei sie, wenn sie allein gewesen sei, im Hemd an die Arbeit gegangen.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 27, Seite 65