Legenden um die drei seligen Geschwister Merbod, Diedo und Ilga

In der Merbods-, beziehungsweise Wendelins-Kapelle in Alberschwende, die sich über der Stelle des Martertodes des seligen Merbod (1120) und seines Grabes erhebt, findet sich an der Wand eine ältere Bildtafel, auf der verschiedene auf seine Anrufung erlangte Gebetserhörungen dargestellt zu sehen sind. Einer dieser abgebildeten Szenen liegt folgende von der Legende erzählte Begebenheit zugrunde: Ein Schuster in Alberschwende, namens Johann Brüstle, war ein treuer Verehrer des seligen Merbod. wenn er früh morgens irgendwohin zur Arbeit ging, besuchte er diese Kapelle und verrichtete seine Andacht zum Seligen. Als er eines erbaulichen Todes gestorben war und seine Leiche eben an der Kapelle vorübergefühlt wurde, hätten die Glöcklein vom Türmchen von selbst geläutet,

Merbods Bruder Diedo war Klausner in der Einsiedelei von Andelsbuch. Er verschied gottselig um das Jahr 1080. lieber seinem Grabe erhob sich die nachmalige Pfarrkirche von Andelsbuch. Als im Jahre 1718 diese Kirche neu gebaut war, wurden die Gebeine des Seligen an der Nordwand in einem eigenen kleinen Gemäuer unmittelbar neben dem dortigen Seitenaltar beigesetzt. An den seligen Einsiedler erinnert noch das Diedo-Brünnlein, etwa 40 Schritt östlich von der Pfarrkirche; von diesem Brünnlein soll er einst seinen Durst gestillt haben.

Diedos und Merbods leibliche Schwester war laut frommer Ueberlieferung die selige IIga (Hilta). Alle drei Geschwister entstammten dem erlauchten gräflichen Hause der Alten Grafen von Bregenz und alle drei entsagten dem Glanz ihres väterlichen Hauses, um dem Dienste Gottes sich besser widmen zu können. Als diese drei frommen Geschwister, so berichtet die Legende, einstens dort, wo jetzt zwischen Egg und Andelsbuch die Pfisterbrücke ist, sich von einander trennten und sie im Abschiedsschmerz Tränen vergossen, sei hiervon das Bächlein trüb geworden und sein Wasser bis heute trübe. - Noch von einer anderen Abschiedsszene weiß die fromme Ueberlieferung zu melden: Hoch oben auf dem Lorena-Paß, über den der Weg von Alberschwende nach Schwarzenberg führt, verabschiedete sich Ilga von ihren beiden Brüdern, um sich in die Einsamkeit ober Schwarzenberg zurückzuziehen. An der Stelle, wo sie sich trennten, sprudelt aus hartem Gestein eine Quelle, die auch im strengsten Winter nicht zugefriert. Hier faßte Ilga aus der Quelle Wasser in ihre Schürze, um es in ihre vor kurzem errichtete Einsiedlerklause, die des Wassers ermangelte, zu tragen. Etwa eine Viertelstunde von der Klause entfernt verschüttete sie etwas von diesem Wasser; sogleich sei an dieser Stelle ein Brunnquell entstanden, der heutzutage noch sprudelt. Das übrige Wasser brachte sie in der Schürze bis zu ihrer Einsiedelei, deren Standort etwa eine halbe Stunde ober der nachmaligen Pfarrkirche von Schwarzenberg war. Hier goß sie das Wasser auf den Boden aus und siehe, auch hier sprudelte sogleich eine Quelle vortrefflichsten Wassers, das heute noch Ilga-Quelle heißt. Augenkranke bedienen sich vertrauensvoll dieses heilbringenden Wassers. Ilga starb um das Jahr 1115 in ihrer einsamen Zelle und über ihrem Grabe erhob sich nachmals die Kirche von Schwarzenberg.

Quelle: Andres Ulmer, zit. nach J. Scherer, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 37