Das Spukhaus in Bizau

Um 1770 herum stand dieses Haus (Nr. 108 in Bizau) unbewohnt, und in ganz Bizau erzählte man sich, daß es darin spuke, daß ein Geist darin umgehe. Eines Abends, als es schon ziemlich spät war, spielten noch einige Schulknaben in der Nähe dieses Hauses. Zwei davon sahen darin ein Licht brennen. Es waren zwei beherzte Burschen und sie verabredeten sich, nachzusehen, was das Licht wohl bedeuten solle. Als sie beim Stubenfenster hineinschauten, erblickten sie einen Mann, angetan mit einem Schlafrock; er trat aus dem Schlafzimmer heraus in die Stube und trug einen brennenden grünen Wachsrodel in der Hand und ein Hausbuch (Brugger) unter dem Arm. Hierauf setzte er sich in die Stube an den Tisch, schlug das Buch auf, als ob er lesen wollte. Die beiden Buben gingen dann weg und erzählten ihren Kameraden, was sie durch das Fenster in der Stube gesehen hätten.

Am anderen Tage wußte schon das ganze Dorf davon, und das Ereignis wurde überall besprochen. Schließlich kam die Geschichte auch dem Pfarrer zu Ohren, der dann die beiden Buben zu sich beschied. Aber trotzdem er ihnen fortwährend einzureden suchte, sie hätten sich alles dies nur eingebildet, es gäbe keinen Geist, weder in diesem Hause noch anderswo, blieben die beiden Buben bei ihrer Aussage. Seit dieser Zeit wurde nichts mehr von einem Geiste gesehen oder gehört, und man erklärte sich das damit, daß der fromme Pfarrer Berchtold, später Probst und Kämmerer in Lingenau, einige Nächte in diesem Hause zugebracht und den Geist erlöst habe.

Quelle: Franz Xaver Wölfle, Sagen von Bizau, in: Montfort I (1946), S.288f, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 148