VIZOTUM

Über Ohboro hinaus bis zur Wurrnsäule an der Kanisfluh ist es vielmal nicht recht gewährlich und zur Nacht nach dem Läuten ist still, wer kein böses Maul will. Je nachdem Leute, die überall reden und wundern wollen, haben schon vielmal ein feuriges Rad gesehen. Den Fernachschta fährt es nach. Wer betet, der hat nichts zu gefahren vom Vizotum.

Einmal zu Nacht haben die Alpknechte zu Ohboro an der Kanisfluh den Pfister (Geißbub) einen Fützler (Feigling) geheißen. Wie grob sich der auch aufgelassen hat mit seiner Herzhaftigkeit, sie haben mit ihm gewettet, er habe das Guraschi nicht, einen Kübel voll Wasser zu holen. Wie der Teixel die Juden und die Heiden den Speck, hat der Pfister den Kübel genommen, ist hinausgeföhnet wie der Wind zum Brunnen und hat gerufen:


"Vizotum, Vizotum,
Kehr mor d'Naso im Füdla um."


Drauf ein Flack, wie wenn es blitzt, ein rotes feuriges Rad ist auf den Pfister hergefahren, und man hat weder Staub noch Floug mehr von ihm gesehen, nichts als eine Glieshose (kurze, glänzende Lederhose).


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 25, Seite 65