DIE FENGGIN LOHNT
Der Pflege Lohn  © Berit Mrugalska
Der Pflege Lohn
© Künstlerin Maria Rehm
© Viktoria Egg-Rehm, Anita Mair-Rehm, für SAGEN.at freundlicherweise exklusiv zur Verfügung gestellt

Es hat einmal eine Magd in einem Kornacker gejätet, und wie sie so den Unsaat zwischen den grünen Stieflein ausreißt, kommt eine glaaraugnete, dickbauchige Kröte zu ihr hergewadlet. Die Jäterin graust sich ab dem leiden Tier und stupft es fort und sagt: "Gang, ich will dir gehn pflegen kommen, wenn du ins Bett kommst", und drauf ist die Krott durch den Acker weitergehupft. Eine Woche, zwei darnach kommt ein Fengg zur Magd ins Haus und sagt: "Gelt, du weißt noch, was du kürzlich im Kornacker zu einer Krott gesagt hast: Gang, ich will dir gehn pflegen kommen, wenn du ins Bett kommst; du mußt wissen, dieselb Krott ist mein Weiblein gewesen und jetzt braucht sie grad eine Pflegerin, sie ist ins Bett gekommen, und der Saniklos hat ihr ein Büeble gebracht." So sagt der Fengg zur Magd, reißt sie beim Tschopenärmel, schleipft sie zuweg, und sie muß beigotts mit. Durch grauslige Töbler und Wälder führt sie der Fengg bis zu einer großen Höhle, und das ist des Fenggen Haus gewesen. Die Magd schickt sich drein, fängt an zu pflegen und pflegt ein paar Wochen, hat es dabei weiters nicht schlecht, hat zu essen und zu trinken wie eine Gräfin. Wie die Pflegete um ist, gibt ihr die Fenggin ein paar Kohlen in die Schoß: "Seh, da hast du etwas fürs Pflegen." Die Magd denkt: "Nur Kohlen hätt ich daheim auch", verbeißt aber den Zorn und geht mit den Kohlen in der Schoß weiter. Wie sie ein Stücklein vom Fenggenhaus gewesen ist, schaut sie zurück, ob ihr die Fenggin nicht etwa nachluege, und wie sie niemand sieht, wirft sie die Kohlen hampfelweise fort; aber die Fenggin gügglet heimlich bei einem Löchlein heraus, schaut ihr zu und ruft: "Wie mehr als du verzöterst, umso minder hast." Auf das behält die Magd noch drei Kohlen in der Schoß und trägt sie heimzu. Wie sie daheim über das Sölderlein hinaufgeht, merkt sie, ich weiß nicht was, etwas klingeln, und wie sie in die Schoß hineinlueget, sind für die Kohlen drei rote Goldklümplein drin; da geht sie freilich weidlich wieder zurück gehn die verworfenen Kohlen suchen, findet aber, lieber Gott! keine mehr.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 163, Seite 134