DAS AGATHAKIRCHLEIN AUF DEM KRISTBERG

Der wald- und weidenreiche Höhenzug zwischen Dalaas im Klostertal und dem Montavon heißt der Kristberg. Zu oberst auf seinem Südhang steht eine Kirche, die freundlich auf die grünen Matten niederschaut. In der Gegend wurde vor Zeiten nach Silber gegraben, und da geschah es einmal, daß eine Grube einstürzte und den eingefahrenen Knappen der Rückweg abgeschnitten wurde. In ihrer Not flehten die Verschütteten des Himmels Hilfe an und versprachen, an der Stelle, wo sie wieder zutage kämen, ein Kirchlein zu bauen. Wirklich fanden sie einen Ausweg, kamen wieder an das liebe Sonnenlicht und bauten, mit dankerfüllten Herzen ihr Gelübde lösend, das heutige St. Agathakirchlein auf dem Kristberg. In der linken nördlichen Seitenwand des Kirchleins gewahrt man einen runden, grauen Fleck, der von der mehr weißen Färbung der übrigen Wandfläche absticht. Der graue Fleck bezeichnet nach der Sage das zugemauerte Loch, wo die Knappen durch gnädige Fügung Gottes glücklich dem Schachte entstiegen. Man wollte diesen Fleck schon oftmals weißeln, aber immer kam er wieder zum Vorschein, damit für immer ein Zeichen bleibe, das an die glückliche Rettung der Erzknappen erinnere.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 184, Seite 142