DAS NACHTVOLK WARNT

Einmal kam nachts beim Heimgehen ein Mann zum Mustergielbach in Vandans und hörte auf einmal ein Stück im Tobel droben eine prächtige Musik, blieb auf das stehen und horchte. Über einer Weile kam ein großer schwarzer Mann mit einer Pfeife und einem Taktierstock in der Hand durch das Tobel herunter auf ihn zu und sagte: "Höre, guter Freund, stehe ein bißchen auf die rechte Seite und lüfte ein wenig das Strumpfband unter dem rechten Knie, denn es kommen noch mehr Leute nach." Der Horcher tat, wie man ihm gesagt, und alsbald rauschte das Nachtvolk mit Trommel und Pfeifen windschnell an ihm vorbei, und der letzte von der Musikbande trug eine Kochkelle in der Hand.

Eine ähnliche Warnung widerfuhr einem anderen Montavoner, der nachts beim Mondschein an einem Grattobel stand und dem Nachtvolk zuschaute, das gerade durch das Tobel heruntergefahren kam. Wie er da so schaute und schaute, kam unversehens einer aus dem Nachtvolk auf ihn zu und sagte: "Götti, gang witer offi." Da fuhr aber ein Grausen in den Mann und er sprang davon.

Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 157, Seite 131