DIE SCHWARZE KUH

Ein Montavoner Hirt war eines Abends spät noch auf die Alpe Latonz gekommen, um eine schwarze Kuh zu holen, die bei der Abfahrt zurückgeblieben war. Er stellte die Kuh in den Stall und blieb auf der Pritsche in der Alphütte über Nacht. Um Mitternacht zogen die Alpbütze in die Hütte ein und fingen unter einem Teufelslärm in dem Deihjagemach an zu kochen, sieden und braten. Der Hirt erwachte und schaute ganz verdutzt eine Weile zu. Auf einmal rief aber ein Butz: "Komm herab da von der Pritsche", und er mußte herab von seiner Liegerstatt und mithalten. Auf einmal merkte er, daß seine schwarze Kuh im Stall draußen ein ungeheures Loch im Leib habe, und dachte: "Die Kerle haben das Fleisch meiner Kuh aus dem Leibe geschnitten, und bis zum Morgenrot fressen sie sie ganz auf." Nach der Mahlzeit fingen die Bütze an, zu musizieren und zu tanzen, daß die Alphütte fast aus den Fugen ging. Bei des Tages Grauen fuhren die Fremden alle ab. Der Hirte schaute ihnen noch nach und dabei sah er an der Türe der Alphütte eine Haut ausgespannt, die er als die seiner schwarzen Kuh zu erkennen vermeinte. Als es vollends Tag geworden war, da war die Kuhhaut an der Türe verschwunden, und die schwarze Kuh stand unversehrt im Stalle draußen.

Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 183, Seite 141