ZWEI HÜNDLE

Im Kappelefeld bei Lustenau war vor langer Zeit eine böse Hexe. Einmal wollte sie in der Gegend, wo das Muttergotteskappele steht, ein großes Donnerwetter heraufbeschwören, und mit ihrer Teufelskunst wäre es ihr beinahe auch gelungen. Ein Wetter hatte sich schon zusammengezogen, so schwarz, daß es wohl alle Feldsaaten in Grund und Boden hineingeschlagen hätte. Aber zur rechten Zeit noch fingen die zwei geweihten Glöckle im Kappele von selber an zu läuten. Da war es aus mit der Hexe und ihrer ganzen Kunst. "Das Wetter hat sich verzogen", sagte später die Hexe, "weil mir zwei Hündle zu früh gebellt haben." Die zwei Hündlein, das waren eben die beiden Glocken, denen das Volk noch immer eine eigene Kraft gegen böse Wetter und gegen allen Schaden in Haus, Hag und Feld zuschreibt.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 57, Seite 79