Das 2 Uhr-Läuten in Hohenems

Als die Schweden im 30jährigen Krieg die Burg Alt-Ems belagerten und sie nicht einzunehmen vermochten, hofften sie die Veste durch Hunger zu bezwingen. Schon hatten die Belagerten auf dem Schloß das letzte Korn aufgezehrt und hatten nur noch ein letztes Stück Vieh zum Schlachten. Da trieben sie das Tier im Schlosse herum, auf daß sein Brüllen im Lager den Eindruck erwecke, als ob sie im Schlosse noch eine ganze Viehherde besäßen. - Hierauf wurde das Tier geschlachtet und in die Haut wurden die Kornsprühl (Hülsen, Spreu) geschüttet, dann ein Brief hineingelegt, in dem die Belagerten schrieben, daß sie noch lange genug zu essen hätten. Sodann banden sie die Haut zusammen und warfen sie über den Berg ins feindliche Lager hinab. Auf das hin Zogen die Feinde ab. Und da es um 2 Uhr mittags war, wird noch heute zur Erinnerung daran die Glocke geläutet und jeder betet dann ein Vaterunser.

Quelle: Andres Ulmer, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 34