GRÜNDUNG DER STADT FELDKIRCH

In seiner "Historie der Löblichen . . . vor dem Arlberg gelegenen Stadt Feldkirch" erzählt der Chronist Johann Georg Prugger: "Als sich besagte Völker (die Rätier) gemehrt und ihnen das obere Land (Graubünden) zu eng geworden, haben sie sich auch in diese Landschaft (vorderer Walgau) herunter gelassen und nach Erschaffung der Welt anno 2874 oder nicht lange hernach, wie etliche schreiben, auf dem Feld, allwo jetzt Rankweil zu sehen ist, neben anderen vielen Wohnungen und Hofstatten einen Götzentempel oder einem erdichteten Gott zu Ehren eine Kirche erbauet, ihren Sitz alldort geschlagen, warum denn bedeutetes Ort von ihnen Fania oder Fanopolis, das ist zu deutsch: Kirche oder Kirchstatt benannt, nachgehends aber mit Zusetzung des Wortes Feld, in welchem es seinen Anfang genommen, sehr löblich Feldkirch intituliert und gleichsam himmlisch getauft ist worden. In Bedenkung, nachdem diese abgöttischen Feldkircher an besagtem Orte ihre Stadt je länger je mehr gepflanzt und in sonderbaren Ruhm und Aufnahme gebracht, der Fürst aller Apostel, Petrus, sich dorthin begeben und in mehr angezogenem Fania oder Feldkirch nach Christi Geburt anno 51 die Lehre und Namen Christi und also den wahren katholischen Glauben mit eifrigen Predigen ausgesäet, beste Frucht geschafft und den abgöttischen Unglauben ausgemustert hat: dann die Inwohner und Benachbarte dessen apostolischen Eifer, wahre Lehre und ihren eigenen Fehler erkannt, mithin das süße Joch Christi angenommen haben; worauf die abgöttische Kirche dem wahren Gott consecriert, nachgehends zur ewigen Gedächtnis und Dankbarkeit dem heiligen Petro als einem höchst meritierten Patron dediciert ist worden, welche Kirche heutigen Tages noch zu Rankweil in dem Dorf eine eigene, in wenigen Häusern bestehende Pfarre ist: wie dann gehörter Ursachen wegen die Walhen, Niederländer, Englische und Welsche dieses Ort, auch die Stadt Feldkirdi de dato, Campo di San Petro oder St. Peters Feld nennen.

Diesem allem nach, so ist alles Vorgemeldete unserer löblichen Stadt Feldkirch erster Fuß, Grund und Ursprung: indem aber auch allda eine große Menge der Mitburger und Landsleute erwachsen, auch der Platz ziemlich eng worden, haben öfters angezogene Feldkircher von dem ersten Fania ihre Stadt mit Bauen aufwärts gefördert, nämlich näher zu dem Illfluß, gleich unten an dem Fuß des Berges, Ardetzen genannt, allwo sie zwar eine nicht ganz vollkommene Stadt, doch einen stadtmäßigen und für dieselbe Zeit ziemlich großen und zur Nothdurft bequemlichen Flecken oder Städtlein auf geführt und also ungefähr nach Christi Geburt anno 227 in dem obern Feld sammt einer Kirche das alte Feldkirch erneuert und erweitert haben; weswegen denn das jetztmalig alldort noch liegende Dorf den Namen zu der Altenstadt behaltet."


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 227, Seite 179