Der Baum, eine Lieblingsstätte des Nachtvolkes

Es wollte einmal ein Jäger am Morgen auf der Alpe Bortnum sein. Er machte sich schon am Abend auf den Weg. Bald kam er zu einem dürren Tännlein, bei dem alles vertrampelt war. Er sagte zu sich, hier wolle er über Nacht bleiben. Er legte sich nieder und schlief bald ein. Um Mitternacht erwachte er und sah das Nachtvolk auf sich zukommen. Er stand schnell auf und floh vom Tännlein weg. Das Nachtvolk stellte sich unter dem Tännlein auf und fing zu tanzen an. Das Tännlein begann eine wunderschöne Musik zu machen. Der Jäger schaute heimlich zu und dachte bei sich; So einen Tanz habe ich mein Lebtag noch nie gesehen und noch keine solche Musik gehört!

Auf einmal hörte der Jäger miauen und schaute ins Tal. Da sah er eine Schar Katzen heraufkommen. Jede Katze zog ein Fäßchen am Schwanz daher. Als die Katzen beim Tännlein ankamen, nahm der Tanz ein Ende. Jetzt wurden die Fäßchen angezapft und getrunken, bis sie leer waren. Dann verschwanden das Nachtvolk und die Katzen.
Göfis

Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 26f