Die Glocke von St. Martin

Die Glocke, welche der Riese von Parrx getragen, hatte einen wunderbaren Ton. Er scholl durch das ganze Tal und noch weit darüber hinaus über alle Spitzen und Berge hin. Sogar im Gargellen horte man das Geläute. Von dort mußten damals die Bauern 9 Stunden weit bis ins Martinskirchlein zur Messe gehen, denn es war lange die einzige Kirche im ganzen Walgau und Montafon.

Viele wollen allerdings wissen, daß nicht jedermann die Glocke von St. Martin bis nach Gargellen hinein vernahm. Ein Senne allein hätte es gekonnt, ein unfrommer, wilder Geselle, der nie ins Tal herabstieg, nicht einmal an den heiligen Zeiten zur Messe. Deshalb schickte man den Büttel zu ihm, um ihm zum Kirchgange zu laden. Der Senne aber erklärte, er habe den weiten Weg nicht nötig, er höre die Messe auch in Gargellen, der Büttel solle ihm nur mit dem rechten Fuß auf seinen linken treten. Dieser tat es und hörte alsbald die Glocke vom Martinskirchlein zur Wandlung läuten und den Meßgesang der Gemeinde. Da wußte er, daß es nicht mit rechten Dingen zuging, und machte sich eilig davon.

Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 47f