DIE ALPMUETER

Unter den Alpbützen des oberen Walsertales gibt es ein geisterhaftes weibliches Wesen, das unter dem Namen Alpmueter in den Hütten der Alpe Laguz schaltet und waltet. Sobald die Hirten im Herbst heimziehen, ergreift die Alpmueter von den Sennhütten Besitz und haust darin den ganzen Winter über mit ihrem Gesinde. Sie macht sich gar viel Geschäft: zu sennen, zu käsen, die Brenten zu brühen, die Kessel zu fegen und die Kuhketten herumzuwerfen.

Sonnenblumen im Herbstnebel  © Berit Mrugalska
Herbst im Großwalsertal - verblühte Sonnenblumen im Herbstnebel
Berit Mrugalska, 17. Oktober 2005

Einmal ging ein Jäger im Spätherbst in Laguz an einer Alphütte vorbei und hörte darin ein ganz sonderbares Geräusch und Getümmel, nicht anders, als wenn es noch Hochsommer und Senn und Beisenn vollauf beschäftigt wären. Die Neugierde lockte den Weidmann, und er ging und schaute durch ein Astloch in die Alphütte hinein und gewahrte darin die leibhaftige Alpmueter. Es war ein altes buckliges Weible, das am Herde stand, eifrig mit Kochen beschäftigt. Rings um den Herd und die bucklige Köchin herum tanzte eine Schar kleiner Tierlein, das eine hielt ein Salzbüchslein, das andere eine Kochkelle, das dritte einen Seihwisch und das vierte noch ein anderes Küchengerät zwischen den Pfoten. Zu diesem wandte sich plötzlich das Weible und knurrte: "Hans Chäschperle, chotz mer Schmalz", und siehe da, das Hans Chäschperle erbrach Schmalz in Hülle und Fülle.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 135, Seite 119