Die Gemahlin des Herzogs

Als Wiegand schon am Kahlenberg saß und als Pfarrherr seines Amtes waltete, kam eines Tages die Gemahlin des Herzogs unangesagt mit ihrem Gefolge in den Pfarrhof und lud sich zum Mittagstisch ein. Der Pfarrer rüstete eilends zum Mahl, schleppte viele Töpfe und Schüsseln herbei, zündete das Feuer im Herd an und stellte die leeren Töpfe darauf. Die Herzogin schaute ihm kopfschüttelnd zu und fragte dann verwundert:

"Und was kommt in die Töpfe hinein?"

"Ich dachte", antwortete der Pfarrer harmlos, "Ihr hattet das Essen aus der herzoglichen Küche mitgebracht, denn wenn ich eine Herzogin samt ihrem Gefolge aus eigenem bewirten müsste, ginge mein ganzes Jahreseinkommen an einem Tag auf."

Lachend ließ die Herzogin das Essen ihrem Reiseproviant entnehmen und bewirtete den Pfarrer aufs beste.

Quelle: Erzählungen aus dem Kahlenbergerdorf in Schulunterlagen aus der Volksschule Kahlenbergerdorf, 1954-1957, Emailzusendung vom 15. November von Harald Hartmann.