WIE DIE BRIGITTAKAPELLE ZU IHREM NAMEN KAM
Brigittakapelle, Wien, 20. Bezirk © Harald Hartmann
Brigittakapelle
© Harald Hartmann, August 2006

Das Gebiet des heutigen 20. Bezirkes war vor dreihundert Jahren durch zahlreiche Wasserläufe der Donau zerstückelt. Die vielen Inseln, die dadurch entstanden, waren mit dichten Auwäldern bewachsen und die angrenzenden saftigen Wiesen waren beliebte Weideplätze für die Tiere. Nur wenn die Donau Hochwasser führte, wurden die Auen überflutet und waren längere Zeit nicht mehr nutzbar.

In dieser Gegend, die Wolfsau genannt wurde, führte die alte Handelsstraße von Wien nach Prag über die Wolfsbrücke. Hier war einer von vielen Erdwällen, die Wolfsschanze, zur Verteidigung errichtet.

Ein schrecklicher Kampf tobte um den Besitz dieser Schanze während eines schrecklichen Krieges, der über dreißig Jahre Österreich, Deutschland und Böhmen verwüstete. Die kaiserlichen Soldaten hatten die Brücke niedergebrannt, aber die Schanze war von den schwedischen Musketieren eingenommen worden, die eine drohende Gefahr für Wien darstellten. Deshalb befahl der Kaiser die Rückeroberung dieser Verteidigungsanlage.

Drei Tage lang tobte der Kampf auf beiden Seiten und die Kanonen donnerten ohne Unterlaß. Erzherzog Wilhelm von Österreich war auf dem Feld erschienen, um sich über den Verlauf des Kampfes zu informieren. Er übernachtete im Feldlager und als er am nächsten Tag die Morgenandacht verrichtete, durchschlug eine Kanonenkugel das Dach seines Zeltes. Die Flucht war unmöglich und der Erzherzog wußte, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte. Doch die Kanonenkugel rollte ohne zu zerspringen vor seine Füße und blieb dort liegen.

Wilhelm gelobte an diesem Platz eine Kapelle zu erbauen als Dank an Gott für die Errettung vor dem Tode. Nach Beendigung des Krieges wurde der Bau zum Andenken an die Schweden errichtet und der schwedischen Heiligen, Brigitta, geweiht.

Die Kapelle gab der Gegend, in der sie steht, den Namen Brigittenau.

Quelle: Wien in seinen Sagen, Eva Bauer, Weitra 2002, S. 316