Die Glocke von Stammersdorf

Einst trat die Donau aus, und viele Orte am Rande des Donaubeckens wurden zerstört, viele Leute ertranken. Viele Jahre später weidete ein Hirte in der Nähe von Jedlersdorf. Da sah er am Boden etwas glänzen. Er holte Männer, und als man an der Stelle grub, fand man eine schöne Glocke. Die Wege waren dort schlecht, und die Jedlersdorfer konnten sie nicht nach Hause bringen. Da kamen die Stammersdorfer, denen es gelang, die Glocke in ihr Dorf zu schaffen. Lange erfreuten sie sich an deren schönem Klang. Die Jedlersdorfer beneideten sie darum, und zur Nachtzeit schlugen mutige Burschen Nägel in die Glocke und verdarben so deren schönen Klang. Heute hat Stammersdorf noch diese Glocke.

Quelle: Calliano, Carl, Niederösterreichischer Sagenschatz, Bd. 3, 1926, S. 100 f.