Das letzte Viertel

Auf dem Stephansturme befand sich ein großes Uhrwerk, das jedoch nur Stunden schlug; die Viertelstunden wurden von den Wächtern mittels eines Drahtzuges am Primglöckel angeschlagen, bis auf das letzte Viertel, das schlugen sie nicht an. Als nämlich zum letzten Male Wien von den Türken belagert wurde, da erscholl die Nachricht, der Feind habe beim Barte Muhammeds geschworen, er wolle die Stadt innehaben, bevor noch die Uhr das letzte Viertel schlage. Sogleich unterließ man, das letzte Viertel anzuschlagen, und die Stadt blieb unerobert. Solchem Ereignis zum Gedächtnis wurde fortan das Anschlagen des letzten Viertels für immer unterlassen. Das geschah im Jahre 1683.

Quelle: Gugitz Gustav, Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952, S. 116