Maria straft einen Türken


Nach der ersten Belagerung der Hauptstadt Wien durch die Türken drang eine Schar derselben bis in die Gegend von Maria-Zell vor.

Die Türken waren der Meinung, sich dort einen großen Kirchenraub zu holen. Als sie bis zur Säule vorgedrungen waren, welche gleich außerhalb des Marktes auf der Wiener Straße steht, rannte der Anführer heftig gegen die Säule an, um das darauf befindliche Marienbild herabzustürzen; aber er mußte zweimal zurückweichen und als er das dritte Mal und mit größerer Gewalt den Anlauf nahm, wurden seine Augen ganz geblendet und er fiel vom Rosse. Die übrigen Türken erschraken darüber sehr und wichen zurück.

Zur selbigen Zeit sollen auch die Leute über der Kirche eine schöne glänzende Krone gesehen haben.

Des anderen Tages kam eine weit größere Türkenschar in die Gegend und legte alle Häuser des Marktes in Asche; nur der Kirche konnten die Türken nichts anhaben. Wohl versuchten sie es, mit brennenden Pfeilen das Kirchendach in Brand zu stecken, doch ihre Bemühungen waren vergeblich; allein die Pfeile verbrannten, das Dach jedoch blieb unversehrt.

Bald darauf wurden die türkischen Mordbrenner im sogenannten Neuwalde von den Christen angegriffen und sämtlich getötet.

Quelle: Krainz, J., Mythen und Sagen aus dem steirischen Hochlande, Bruck a. M. 1880, S. 66