Das Anzeichen der Glocke

Dem Pater Sacristan widerfuhr es, und zwar am 4. Juni 1726, als er samt seinem Frater von einem kranken Edelknaben aus dem Krankenhaus gegen zehn Uhr durch die Kirche nach Hause ging, und bei der Loretokapelle (in der Augustinerkirche) vorbeiging, daß das Glöcklein über dieser Loretokapelle, mit welchem man sonst den Musikern das Zeichen zu geben pflegt, von selbst anfing zu läuten, und zwar sehr stark nacheinander, also daß es auch von dem Frater zur Sakristei hinauf gehört wurde, worüber beide herzlich erstaunt und forteilten. Was dieses aber für ein Anzeichen, ist dem allwissenden Gott bekannt. Aber gar bald darauf ist der gnädige Herr Baron von Thavonath gestorben, welcher bei benannter Loretokapelle seine Gruft hat. Nicht minder merkwürdig war, daß sich am 5. September 1723 zwischen elf und zwölf Uhr nachts bei geschlossener Kirchentür Orgelmusik (nicht von menschlicher Hand) hat hören lassen, welche nicht allein die Bedienten von Herrn von Graf Zinzendorff, unsers Nachbarn in dem obbitzischen Haus, sondern auch eine vorbeigehende Soldatenrunde ganz deutlich wahrgenommen hat.

Quelle: Wolfsgruber, Cölestin, Geschichte der Loretokapelle bei St. Augustin in Wien, Wien 1886, S. 47 f.