Das Duell im Schlafzimmer

Donaustrom, vom 24. Juni. Dem Obersten Hocki, Kollowrarischen Dragonerregiments in Wien, ist folgender besondere Vorfall begegnet: Ein Leutnant seines Regiments, dem derselbe wegen Ausschweifungen zu Zeiten verschiedene Ermahnungen gegeben, hat ihn des Nachts in seinem Bette, worinnen er sich bereits mit seiner Gemahlin befand, unter dem Vorgehen eines pressanten Rapports überfallen und herausgefordert, so, daß er sogleich im Schlafzimmer ihm mit dem Degen Genugtuung geben sollte, wozu der Oberste sich endlich entschloß; er hatte aber das Unglück, von dem Leutnant in den Arm gestochen zu werden, glaubte jedoch, dem Leutnant dadurch genügsame Satisfaktion gegeben zu haben; derselbe war aber nicht zufrieden, sondern deklarierte: einer von ihnen beiden müßte auf dem Platz bleiben. In solcher Verlegenheit stand die im Bett liegende Frau Oberstin auf, und, ohne ihren Mann der Wut des Offiziers ferner ausgesetzt zu sehen, ergriff eine der zwei im Schlafzimmer sich befundenen scharf geladenen Pistolen, und hat damit den Leutnant sogleich totgeschossen.

(Vossische Zeitung, Berlin 1766, Nr. 79.)

Quelle: Buchner, Eberhard, Das Neueste von gestern, 5 Bde., München 1911 - 1913, Bd. 3, 1912, Nr. 202