Der Sieveringer Sagenkreis um Karl und Agnes

XVII. [Version]

Die wohltätige Fee bezieht nachts ihr Kristallschloß unter der Erde; bei dem Brünnlein ist der Eingang dazu. Bei Tage unternimmt sie Ausflüge und tut allerlei Gutes. Ein Trottel von Sievering, den man zu den schwersten Arbeiten anhielt, wurde von ihr gelabt und unterstützt. Milchmädchen ist sie oft begegnet und hat sie beschenkt. Besonders häufig wird erzählt, daß Agnes verarmten Leuten Kräuter oder eine Schürze voll Kohlen, die dann zu Goldstücken wurden, gegeben oder ihnen Nummern im Brünnlein gezeigt habe, mit denen dann die Leute "einen Terno" gemacht hätten. Darum ziehen jetzt in der Agnesnacht ganze Scharen zum Jungfernbrünnlein, wo auch Agnesbilder ausgeteilt werden, die nach Aussage der alten Lotterieweiber "von den Glücklichen geopfert worden sind."


Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 6, S. 19
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.