Das Bildnis der hl. Johanna

Zu Anfang des 15. Jahrhunderts hatte sich im Gatterhölzl ein Einsiedler angesiedelt, der sich aus Birkenholz ein Bildnis der hl. Johanna schnitzte und dieses an einer Eiche befestigte. Bei einem Unwetter zerstörte ein Blitz die Eiche, das Bild jedoch fand man, wie durch ein Wunder gerettet, an einem Fichtenstamm unversehrt hängen. Ein vorübergehender Schlosser verpflanzte die Fichte auf den "Roßmarkt" (später: Stock-im-Eisenplatz) in Wien. Den abgestorbenen Stamm befestigten Erhard Marbacher und sein Geselle Martin Mur mit einer Eisenspange an der Friedhofsmauer des Stephansfriedhofes. Mur versah die Spange mit einem Schloß, das deswegen niemand öffnen konnte, weil es innen vernietet war. Jeder Schlosser der sich bemüht hatte, dieses zu öffnen, schlug einen Nagel in den Fichtenstamm, und so entstand der "Stock im Eisen". Das Bild der hl. Johanna wurde in die Stephanskirche gebracht und dort verehrt.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 90, S. 105
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.