Die weiße Frau am Stephansturm

Schaut man in der Sommerszeit von den Weinbergen Unterdöblings, Heiligenstadts oder Nußdorfs gegen die Stephanskirche, so zeigt sich jedem um 4 Uhr nachmittags nächst dem Turme eine weiße Erscheinung, die die Gestalt eines Weibes hat. Früher hatten die Weinhauer noch keine Uhren. Da schauten sie nachmittags nur nach der "weißen Frau" oder nach der "Himmelmutter" und wußten bei ihrem Erscheinen, daß es nun Jausenzeit sei.

Sonderbar ist eine andere Bezeichnung dieser glänzenden, oben spitz zulaufenden Erscheinung. In Unterdöbling und Heiligenstadt sagt der Hauer: "Jetzt ist Jausenzeit, ‚der Mina' ist da!"

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 47, S. 68
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.