Der Ewige Jude

Als noch wo jetzt Wien steht, nichts als Wald war, kam der Ewige Jude und sagte: "Jetzt ist hier lauter Wald; wenn ich wiederkomme, wird alles Stein sein und komm ich zum dritten Mal, wieder alles Wald."

Quelle: Calliano, Carl, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1926 - 1936, Bd. 2, 1926, S. 48

*

Einmal stand ein Mädchen, dessen Vater im Sterben lag, vor dem Riesentor und bettelte die Vorbeigehenden um Lebensjahre für ihren Vater an. Von einem Jüngling und einer Frau hatte das Kind auf diese Weise schon einige Lebensjahre erhalten. Da kam ein uralter großer Mann mit Schlapphut und zerfetztem Mantel, lang flatterndem weißen Kopf- und Barthaar, die Füße in schweren, großen und eisenbeschlagenen Schuhen steckend, daher. Auch ihn bettelte das Mädchen an. Da schenkte er dem Kinde unter Schelten und Fluchen alle Jahre, die er noch zeitlos zu durchwandern hatte, und verschwand. Das war Ahasver, den man seither nicht mehr gesehen hat.

Quelle: Gugitz, Gustav, Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952, S. 156