Die Prophezeiung des Nostradamus

Wenn die Zeit kommen wird, wo sich die Menschen dem Blitz und das Feuer des Himmels dienstbar machen werden, wo man einen Draht von Eisen um die Erde legen wird, und die Menschen viele Meilen weit durch die Lüfte miteinander reden werden, dann werden viele unter dem Volke rufen: "Wir sind die wahren Propheten, von Gott gesandt, uns sollt ihr hören!", und sie werden die Völker gegeneinander hetzen, die verschieden sind durch ihre Sprachen und Sitten, dann wird Bitterkeit und Haß herrschen, und es werden Greueltaten und Blutvergießen sein. Ein Wagen, gezogen vom Blitz und Erdenfeuer wird vom Orient zum Okzident, vom Süden zum Norden wie der Sturmwind eilen, und es wird keine Ferne mehr geben auf dem Erdenrund. Die Kräfte des Wassers und des Feuers, der Erde und der Luft werden dem Menschen dienstbar sein, der Winter wird sich oft in Sommer verwandeln, die Bäume werden reiche Früchte und die Saaten reiche Ernten tragen, trotzdem werden Tausende Menschen hungernd nach Brot rufen und unzufrieden sein. Da wird eine Stimme erschallen, wie das Rollen des Donners, und sie wird um Gerechtigkeit rufen für das Volk, aber man wird die Stimme nur mit einem Ohr hören und mit dem anderen taub sein. Die Mächtigen der Erde werden den Frieden wollen, aber unter den Völkern wird kein Friede, sondern Feindschaft herrschen: große Kriegsheere werden furchtbare Waffen tragen und doch wird man sagen, es sei Friede, ewiger Friede.

Auch jene Stimme, welche von unten nach oben ruft, wird verstummen und still sein. Da werden viele sagen: "Das Geld ist unser Gott! Denn es wird viele Gottlose geben, und der Glaube und die Liebe werden aus dem Menschenherzen weichen. Man wird viel von Raub und Mordtaten hören, und ein Bruder wird dem ändern kein Vertrauen mehr schenken. Da werden viele die Heimat verlassen und weit über das Weltmeer ziehen. Die Weiber werden sich um die Männer streiten, denn es wird viele geben ohne Mann. Auf ihrem Rücken werden sie anfangen, Höcker zu tragen und sich mit Pfauen- und anderen Vogelfedern schmücken, denn ihre Kleider werden wunderlich sein, und den Kamelen und Papageien ähneln, und dies alles werden sie tun, um den Männern zu gefallen. Von Papier wird man Gelder haben und die werden großen Wert besitzen.

Der Bauer und der Handwerksmann aber werden seufzen und wehklagen wegen der großen Lasten, welche sie auf ihren Schultern werden tragen müssen, denn es wird oft großer Mangel und viele Sorge sein.

Die papiernen Werte werden mehr gelten, als Haus und Ackerland, und viele 'werden Haus und Hof für Papier hingeben und glauben, daß es mehr im Wert sei.

Wenn dann der Markustag am Osterfest, der Antoniustag am Pfingstfest und der Johahnnestag am Fronleichnam fällt, geht ein Wehschrei durch die ganze Welt; da wird vom Sonnenaufgang her ein großes Kriegsgeschrei über die Erde erschallen, und ein Blutergießen wird dort sein, wie es die Welt noch nicht gesehen, ein Volk wird sich gegen das andere erheben und viele Geschlechter werden von der Erde vertilgt werden. Da werden sich viele in die Wälder flüchten und ihr Geld dort verbergen und dabei vor Hunger sterben, denn niemand wird ein Brot für Geld verkaufen, denn das Geld wird wertlos sein, und alle, welche viel davon besitzen, werden anstatt reich, ärmer als die Bettler sein. Der Krieg wird sich immer mehr ausbreiten. Kein Volk und kein Reich wird davon verschont bleiben. Die Erde wird ein großes Schlachtfeld sein, mit Menschenblut getränkt, und die Opfer des Krieges werden Hunderttausende zählen. Da werden viele, welche mächtig, reich und angesehen waren, in den Abgrund stürzen auf immer. Auch die Unzufriedenen, die man nur mit einem Ohr hörte, werden wieder aufstehen und tausendstimmig rufen: "Wir wollen gleiches Recht und gleiche Pflichten!", und dieses Mal wird ihr Ruf Erhörung finden und ihre Wünsche werden in Erfüllung gehen.

Da werden wieder viele falsche Propheten kommen und zum Volk sagen: "Wir sind die Männer der Wahrheit und des Rechtes, auf uns sollt ihr hören." Und alle, welche diesen Propheten Glauben schenken, werden elend und verloren sein, sie werden die Saat des bösen Feindes ausstreuen, den Sohn gegen den Vater, den Bruder gegen den Bruder hetzen und die Kämpfenden werden unter sich einen schrecklichen Vernichtungskampf führen. Städte und Ortschaften werden zerstört und zu Schutthaufen werden, denn ihre Bewohner werden vernichtet oder entflohen sein.

Da werden Zeichen sein am Himmel, unter den Sternen, der Sonne und dem Mond, die noch kein Mensch gesehen. Auch auf der Erde werden Zeichen sein, die Erde wird oft beben und erschüttert werden, die Vulkane werden viel Feuer speien und großen Schaden anrichten, und man wird hören, daß das Meer seine Ufer verlassen und das Land überschwemmen, und das feste Land zu Meer, und das Meer zu festem Land werden wird.

Viele Menschen werden an einer Pestilenz sterben, denn der Todesengel wird, reiche Ernte haltend, über die Erde ziehen: Da wird einer kommen, hoch in den Lüften auf den Flügeln des Windes, der wird den Frieden stiften, die Menschen versöhnen, und es werden alle eines Sinnes sein. Die Menschen werden dann einander wieder achten und lieben und einander küssen und rufen: "Bruder, wo hast du dich erhalten!" Dann wird es gut sein zu leben auf der Erde.

Quelle: Stadtarchiv Wien, Sig. E 82724