DER SCHATZ VON QUELLENTHAL

Bei Quellenthal, Valea Izvorului, einem Weiler bei Poschoritta, gibt es einen Felsen — den Muncel. Man erzählt sich, daß hier, an einer gewissen Stelle, eine Räuberbande im vorigen Jahrhundert ihr Geld vergraben habe.

Vor etwa hundertfünfzig Jahren begegnete einem Zipser Holzfäller oben im Wald ein merkwürdig aussehender fremder Mann, der sagte: "Ich bin der Geist des toten Räuberhauptmanns und meine Seele findet keine Ruhe, so lange der Teufel auf dem Geld sitzt, das ich genau vor hundert Jahren unter dem Muncel vergraben habe. Ich schlage dir folgenden Pakt vor: Morgen Nacht, wenn der Mond zwischen den Bergen Adam und Eva steht, sollst du an der Stelle graben, wo ein Stein im Mondlicht leuchtet. Dort liegt mein Geld, verteile es an die armen Leute in Quellenthal und Poschoritta. Behalte auch etwas davon für dich, aber nicht zu viel."

In der darauffolgenden Nacht grub der Zipser an der bezeichneten Stelle doch jedesmal, wenn er einen Spatenstich tat, schlug ihm jemand auf die Hände' so daß er vor Schmerz kaum weiterarbeiten konnte. Da wußte er, daß der Teufel ihn bei der Arbeit hindern wolle. Als er nun wieder einen Schlag auf die Hände bekam spuckte er in drei Richtungen, nahm dann den Spaten in die linke Hand und begann so weiterzugraben. Nun hinderte ihn niemand mehr an der Arbeit.

Bald stieß er auf ein Tongefäß, das mit Goldmünzen gefüllt war. Er trug es hinunter nach Quellenthal, und am nächsten Tag verteilte er alles gleichmäßig an die Einwohner.

Diese Begebenheit soll sich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zugetragen haben.


Quelle: Rumänische Sagen und Sagen aus Rumänien, Herausgegeben und übersetzt von Felix Karlinger und Emanuel Turczynski, Berlin 1982, Seite 128