SCHATZGRÄBER AN DER BEGA

Vor vielen, vielen Jahren, als die Türken Temesvar und das ganze Banat verlassen hatten, konnte man nachts zwischen zwölf und ein Uhr am Begaufer Feuer brennen sehen. An mehreren Stellen kamen aus der Erde rot-gelbe und blaue Flammen empor. Unter den Leuten wurde gesprochen, daß an jenen Stellen türkische Goldschätze vergraben wären. Man sagte aber, daß diese Schätze während des Vergrabens von Hexenmeistern verwunschen wurden. Viele hatten schon an diesen Stellen gegraben, jedoch ohne Erfolg, denn man durfte dabei kein Wort sprechen. Ein einziges Wort genügte, daß die Flammen sowie auch die Schätze sofort verschwanden.

Zwei arme, herzhafte Männer aus Kischoda, die reich werden wollten, beschlossen eines Tages, in der Nacht die Schätze zu suchen. Und wirklich: Um punkt zwölf Uhr, als die erste Flamme aus der Erde kam, standen die zwei Ki-schodarer mit Schaufeln und Spaten ausgerüstet da. Schon beim ersten Spatenstich kam ein weißer Geist mit einer allmächtigen Heugabel zum Vorschein. Er sprang und flog um die zwei herum und drohte, sie zu erstechen. Die zwei ließen sich aber nicht stören und gruben ruhig weiter. Bei jedem Spatenstich erschien ein anderes Gespenst, eines häßlicher und böser als das andere, und wollten die Schatzgräber einschüchtern, sie von ihrer Arbeit zurückhalten und sie zum Sprechen bringen, damit sie nicht an den verwunschenen Schatz gelangen.

Es war aber alles umsonst, denn die zwei fürchteten sich nicht und sprachen auch kein einziges Wort. Als sie schon nahe am Schatze waren, da kamen unzählige Hexen und kleine Teufel, die auch die Aufgabe hatten, den Schatz zu bewachen, mit Beilen und Gabeln auf sie los. Auch diesmal erschraken die zwei mutigen Kischodarer nicht und gruben unbekümmert immer tiefer dem Schatze zu. Und es dauerte nicht lange, da stießen sie auf einen harten Gegenstand; es war eine eiserne Kassette. Als sie den Deckel hoben und den vielen Goldschmuck und die in allen Farben glänzenden Edelsteine sahen, da konnte sich der eine vor Erstaunen nicht zurückhalten und sagte jubelnd: "Himmel, was für eine Pracht!"

Er hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, und schon war der kostbare Schatz verschwunden. Teufel, Gespenster und Hexen lachten jetzt, klatschten noch in die Hände und verschwanden dann auch.

Die zwei standen nun vor der leeren Grube da, schauten einander an und wußten nicht, was sie sagen sollten. Müde und voller Ärger gingen sie dann nach Hause. Ob sie doch nochmal versuchten, und ob es ihnen doch noch gelungen ist, sich den verwunschenen türkischen Schatz anzueignen, das konnte niemand mehr erfahren.

Wie die Leute in Kischoda sagen, müssen die Schätze am Begaufer doch ausgegraben worden sein, denn man sieht heute keine Flammen mehr aus der Erde kommen.


Quelle: Rumänische Sagen und Sagen aus Rumänien, Herausgegeben und übersetzt von Felix Karlinger und Emanuel Turczynski, Berlin 1982, Seite 123